Seit fast 10 Jahren sammle ich nun schon Flugmeilen mit dem großen Ziel, einmal zu zweit in der First Class nach Neuseeland zu fliegen. Immer wieder werde ich von Freunden und Bekannten gefragt, wie ich das machen möchte und wie ich mein Hobby lebe. In diesem Bericht möchte ich darüber schreiben, wie der Alltag eines Meilensammlers aussieht und was wir schon jetzt alles erreichen konnten, bevor der Traum vom First Class fliegen in Erfüllung geht.

Begonnen hat das Meilensammeln mit unserer Reise in die Flitterwochen nach Singapur bzw. Bali. Damals leider mit keiner guten Ausbeute. Mein erster Gedanke war, dass eine solche „Weltreise“ doch bestimmt Unmengen an Flugmeilen ergeben muss. Erste Erkenntnis: dem ist nicht so, wenn man seine Reisen über ein Reisebüro bucht. Die dann genutzten Buchungsklassen bei den Airlines bringen meist nur sehr wenige bis garkeine Flugmeilen. Die Flüge mit Singapore Airlines von Frankfurt nach Singapur und dann weiter nach Bali Hin und Zurück ergaben sensationelle 0 Meilen 🙂

Lessons learned #1: Um durch Flüge Meilen zu sammeln ist es wichtig, welchen Tarif man bucht. Jede Airline verkauft Flugtickets in Buchungsklassen. Daher kann ein Economyclass Ticket von A nach B 100€ oder 900€ kosten, obwohl man exakt dieselbe Leistung erhält.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auf meinem Miles&More Konto runde 500 Meilen. Die gab es irgendwann mal für eine Newsletteranmeldung und ich glaube noch von einem vergangenen innterdeutschen Flug. Schnell stellte ich mir die Frage: Wieviele Meilen brauche ich überhaupt um irgendwann einmal in der Businessclass fliegen zu können?

Das ist recht schnell beantwortet, wenn man bei Miles&More auf der Webseite auf die Suche geht. Dort gibt es eine Prämienmeilen Tabelle, die anzeigt, von wo nach wo man wieviele Meilen in welcher Klasse (Economy, Businessclass, Firstclass) benötigt. Die Tabelle teilt die Erde in Regionen auf und zeigt an, wieviele Meilen es kostet von einer Region in eine andere (oder innerhalb dieser Region) zu fliegen.

Hierzu ein Beispiel:
Ein Flug von Europa nach Nordamerika zum Beispiel Frankfurt -New York hin und zurück kostet in der Businessclass 112.000 Miles&More Meilen zzgl. Steuern&Gebühren in €

Lessons learned #2:
Um die Meilen für einen Prämienflug zu sammeln braucht man mehr, als „Ich melde mich da mal an und sammle die Meilen, wenn ich einmal im Jahr in den Urlaub fliege“. Das reicht nicht und man sollte gar nicht erst anfangen, wenn man nicht mehr investieren möchte oder kann.

Wenn ich meine bereits vorhandenen 500 Meilen einem Flug in die USA mit 112.000 Meilen gegenüberstelle ist klar, dass ich irgendwie außerhalb vom Fliegen Meilen sammeln muss und möchte. Bei der Recherche nach weiteren Möglichkeiten stößt man schnell auf Kreditkarten. Es gibt viele auf dem Markt und auch viele für Vielflieger. Für mich war die Lufthansa Miles&More Kreditkarte in Gold damals sehr interessant. Sie bot bei Abschluss auf einen Schlag 50.000 Meilen, für jeden Euro Umsatz eine weitere Meile und schütze die Meilen zusätzlich gegen den Verfall. Dazu sei gesagt, dass Meilen nach 3 Jahren verfallen und dann wertlos sind. Solange man die Kreditkarte hat ist dies nicht der Fall.
Es bestätigte sich, dass sich mit dieser Möglichkeit das Konto schneller füllte als Anfangs. Zu dieser Zeit -es war so zirka 2015- war es noch nicht „normal“ für jede Kleinigkeit mit der Kreditkarte zu zahlen. Ich versuchte aber trotzdem jeden kleinsten Betrag damit zu bezahlen und sammelte also fleißig. Auch größere Ausgaben wie Urlaube oder Elektronik wurden mit der Mastercard bezahlt.

Lessons learned #3:
Außerhalb vom Fliegen kann man als Normalsterblicher über eine Kreditkarte gut und indirekt kostenlos Meilen sammeln (man muss nur die Jahresgebühr der Kreditkarte bezahlen)

Das Meilenkonto füllte sich also Monat für Monat mehr und die ersten Prämienflüge rückten näher. Als erstes flog ich alleine nach Mallorca Freunde in Cala Ratjada besuchen und bezahlte (wenn ich mich noch recht erinnere) 30.000 Meilen und 0€ Zuzahlung

Lufthansa bietet jeden Monat sogenannte „Meilenschnäppchen“ an. Damit füllen sie glaube ich ihre Flieger und animieren dazu die Meilen einzulösen. Immer am ersten eines Monate veröffentlicht die Lufthansa die Ziele, die man in diesem Monat buchen kann zu vergünstigten „Meilen-Preisen“. Haken ist, dass man innerhalb von 3 Monaten zu einem fixen Termin fliegen muss und das Ticket nicht umbuchen oder stornieren kann.
Für uns ergab sich das im Jahr 2017 (nochmal prüfen) mit einem Businessclass Flug zu zweit von Stuttgart über Frankfurt nach New York hin und zurück. Wir bezahlten 55.000 Meilen pro Person und 700€ Zuzahlung. Also zum Preis eines Economyclass Tickets in der Businessclass geflogen.

Lessons learned #4
Wenn man etwas flexibel ist oder auch kurzfristig buchen möchte können Meilenschnäppchen eine gute Möglichkeit sein um etwas günstiger zu einem Prämienflug zu kommen. Die zusätzlichen Gebühren machen einen solchen Flug endlich mal „bezahlbar“.

Zusätzliche Möglichkeit zum Meilen sammeln: Payback
Jahrelang habe ich mich gegen Payback gewehrt: „Die sammeln eh nur meine persönlichen Daten“. Das ist so auch korrekt und jeder muss für sich entscheiden, ob er oder sie das möchte. Als ich gelesen habe, dass man Payback Punkte 1:1 in Miles&More Meilen umtauschen kann hatte ich mich entschieden: ich werde jetzt auch Payback Sammler. Aber wie kann man bei Payback solche Dimensionen erreichen, dass man fünf- oder sechsstellige Punkte sammelt? Coupons und Abonnements ist für mich hierbei der gewählte Weg.
Coupons: In regelmäßigen Abständen gibt es in der Payback App Coupons, zum Beispiel für Tierfutter 5fache Punkte oder 10fache Punkte für Shampoo. Auf diese Aktionen achte ich und kaufe dann mehr, als ich im Moment benötige … bei Shampoo ist mir das auch egal, da es ja nicht kaputt geht im Schrank. Ja, wir lassen uns dadurch beeinflussen, in welchen Läden wir kaufen und teilweise auch, was wir kaufen. Daher betone ich nochmal: das muss jeder für sich entscheiden, ob er das möchte. Für uns lohnt es sich: punkte mäßig.
Eine weitere Möglichkeit mit Payback schnell viele Punkte zu sammeln sind Abonnements von Zeitschriften. Da ich kein Zeitschriftenleser bin würde ich diese Möglichkeit als „indirektes kaufen von Meilen“ bezeichnen. Das Abonnement der eFocus (digitale Ausgabe des Focus) kostet ca. 200€ und bringt über 20.000 Paybackpunkte und damit Meilen. Auch hier der Hinweis: das muss jeder für sich entscheiden, ob das sinnvoll ist oder nicht. Da es für mich ein Hobby ist und ich gerne Prämienflüge einlöse habe ich diesen Weg gewählt und ehrlich gesagt ist der geplante Gegenwert es auch wert.

Lessons learned #5
Mit Payback Punkten kann man zusätzliche Meilen sammeln, sollte dies aber nur tun, wenn man sich darüber bewusst ist, dass man seine persönlichen Daten an Payback und Partnerunternehmen „verkauft“ für die Ausbeute der Punkte.

Dass es sich für uns lohnt zeigt unsere bisherige Meilenausbeute. In der Tabelle sind unsere bisherigen Einlösungen (Stand Juli 2023):

ReisePersonenKlasseJahr
Stuttgart-Mallorca (hin und zurück)1Economy2014
Stuttgart-Frankfurt-New York (hin und zurück)2Business2018
Stuttgart-Istanbul-Dubai (hin und zurück)2Economy2019
Frankfurt-Cancun (hin und zurück)2Business2022
Frankfurt-Tokyo-Frankfurt-Stuttgart2First2023

Und warum die Route der letztgenannten Reise aus der Tabelle so komisch ist möchte ich im Folgenden beschreiben:

Wie in der Einleitung ja schon genannt: bei all dem Meilensammeln war es immer ein großes Ziel einmal in der Firstclass zu zweit nach Neuseeland hin und zurück zu fliegen.

Wenn man nach Firstclass Flügen recherchiert … von Frankfurt…. wird man schnell auf das Lufthansa Firstclass Terminal aufmerksam. Dies ist ein eigenes Terminal, nur für Firstclass Passagiere, mit eigener Sicherheitskontrolle, Restaurant, Cigar-Lounge, Whiskeybar, Schlafräumen, Porsche-Transfer zum Flugzeug und mehreren Bädern.

Wenn man in einem der Bäder badet bekommt man eine Badeente mit der Aufschrift „Lufthansa First Class“.

Bildquelle: loungerocker.de

Diese Enten gibt es nicht zu kaufen, man bekommt sie nur dort. Das ist für mich ein Objekt der Begierde 🙂
Ich möchte unbedingt eine solche Ente haben und nicht von Ebay ersteigert, sondern „selbst erhalten“.

Also stand fest: egal wie und wohin wir die Meilen für einen Firstclass Flug einlösen: er muss in Frankfurt starten. Jetzt ist es aber auch so, dass diese Firstclass Flüge nicht einfach zu finden sind. Wie oben erwähnt, „füllen“ die Airlines mit freien Meilen-Plätzen die Flieger auf. Bezahlende Kunden haben natürlich Vorrang bei den Tickets. Die Suche nach verfügbaren Tickets nach Neuseeland oder wenigstens Australien war ein Ding der Unmöglichkeit (für uns). Verschiedene Webseiten bieten ihre Dienste an um freie Verfügbarkeiten zu suchen (und zu finden). Nur mit dem Finden war es echt schwierig. Uns ist bekannt, dass die Lufthanse 12 Monate vorher die Sitzplätze freigibt. Daher habe ich über Monate hinweg nach Flügen gesucht ein Jahr in der Zukunft aber ohne Erfolg. An einem Abend saß ich wieder suchend auf dem Sofa und fand nur extrem viele Verfügbarkeiten von Frankfurt nach Tokio. Leo meinte dann (sinngemäß): „Jetzt buch halt wenigstens nach Tokio, damit du deine Badeente bekommst, den Rest können wir a später noch buchen, dann fliegen wir halt in der Economy oder Business weiter“. Gesagt getan. Relativ zügig waren dann 2 Firstclass Flüge von Frankfurt nach Tokio und 3 Wochen später zurück von Tokio über Frankfurt nach Stuttgart gebucht. Für 110.000 Meilen pro Person und Strecke plus ca. 300~ Steuern und Gebühren.

Ein aufregender Moment:
Ende Oktober 2022 haben wir also endlich Firstclass Flüge mit der Lufthansa für Oktober 2023 gebucht. 😊😊😊

Aber wie geht es nun weiter? Wir sind ja erst in Tokio und wollen nach Neuseeland. Lest weiter auf Seite 2 –>

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